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Soziale Interaktion mit Blogs, Wikis und in sozialen Netzwerken

Ruhr-Universität Bochum

Was sind die Bedingungen gelingender sozialer Interaktion im Internet und mit Social Media? Wir können verschiedene Kooperations- und Kommunikationsbeispiele aus der Medien-Praxis (aus der Bildungsarbeit mit Erwachsenen, Anwendungen in sozialen politischer Bewegungen, Bedeutung in der Arbeitswelt, Entwicklungen in den Medienbranchen) daraufhin analysieren und bewerten. Dabei werden wir immer auch die Frage nach dem jeweiligen Gebrauchswert und der gesellschaftspolitischen Verortung aufwerfen. Welche Rolle spielen inzwischen Social Bots und trolle, welche Bedeutung haben Fake-News und falsche Likes auf den digitalen Plattformen? Zugleich lernen wir E-Collaboration-Tools kennen und können sie selbst anwenden.
In einzelnen Projekten können (auch experimentelle) Erfahrungen im Umgang mit diesen digitalen Werkzeugen gesammelt werden. Die Projektergebnisse werden im Zusammenhang mit einem Wiki erstellt. Die Veranstaltung hat einen Werkstatt-Charakter. Themenschwerpunkte können als Gruppen gewählt und bearbeitet werden und es können auch Grundlagen für die Nutzung von E-Collaboration-Tools ( z.B. Wiki oder Blog im weiteren Studienzusammenhang u.a.) über das Seminar hinaus gelegt werden. Außer den Präsenz-Blockseminartagen hat das Seminar auch eine Onlinephase (für die Projektarbeiten).

Partizipative Ansätze in der deutschen Radiogeschichte


Der Rundfunk, als er in den zwanziger Jahren in Deutschland als neues elektronisches Medium im Äther zu hören war, war umkämpft. Nicht alle konnten und durften ihn anfangs empfangen, schon gar nicht Jede/Jeder durfte aussenden. Radio wurde in seinen medialen Möglichkeiten weitestgehend zur Staatsverschaltung des Volkes (bis in die Nazidiktatur hinein) funktionalisiert. Aber schon Bertold Brecht entdeckte zu dieser Zeit im Rundfunk die Möglichkeit, ihn als großartigen Kommunikationsapparat für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Seine Ideen von entfesselter Zweiwegkommunikation über Medien und der resultierenden Sender/Empfängerbeziehung wirken bis in die aktuellen Diskurse der Informationsgesellschaft hinein. Und in der Weimarer Republik forderten große Teile der Arbeiterbewegung die direkte Beteiligung am neuen Medium. Dies geschah über Arbeiter-Radio-Klubs, die zu den größten Kulturorganisationen heranwuchsen. Nach 1945 bekam das Radio eine ganz andere Möglichkeit als Massenmedium in der neugegründeten Bundesrepublik. Vor allem in den siebziger Jahren formierten sich im Zusammenhang mit sozialen Bewegungen
und politischen Auseinandersetzungen - in Widerspruch zum öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem - Piratensender unterschiedlichster Couleur. Als Freie Radios der Gegenöffentlichkeit, mit offenem Zugang zum Radiomachen für Alle, einer demokratischen Vergesellschaftung des Mediums und gegen Kommerz auf Megahertz, sind einige Essential des damaligen Bundesverbands der Freien Radios umschrieben. In den achtziger und neunziger
Jahren ermöglichten das neue duale Rundfunksystem und die entsprechenden Landesmediengesetze legale Beteiligungsansätze, wie nichtkommerzielle Lokalradios, offene Kanäle und den Bürgerfunk in NRW. Heutige medienpolitische Diskurse stellen u.a. in Abwägung mit kommerziellen Rundfunkinteressen diese Beteiligungsansätze in Frage. Gleichzeitig bringt
das Internet heute Podcast´s und Internetradios (Web 2.0 – Social Media) hervor, in der jede(r) Nutzer/in gleichzeitig Sender und Empfänger sein kann. Im Seminar wollen wir die Geschichte, Theorie und Praxis dieser Partizipationsansätze untersuchen und sie vor allem auf ihre (Medien) politische Relevanz hinsichtlich des aktuellen medienpolitischen Diskurses in
Deutschland überprüfen. Im Seminar werden u a. historische audiovisuelle Medien und auch teambasierte Internetarbeit eingesetzt.